Peter Voigts Gemälde im Landesmuseum Oldenburg
Peter Voigt gehörte wie Horst Janssen zu den ersten Nachkriegsstudenten der Hamburger Kunstschule am Lerchenfeld, und in der Tat trafen sie sich auch beide in der Klasse von Alfred Mahlau, bei dem sie zusammen die ersten Schritte in den grafischen Künsten erlernten. Wie viele andere Schüler von Mahlau wurde auch Voigt damals durch die von Mahlau souverän ausgeübte Buchillustration geprägt; auch er hat zeitlebens immer wieder Illustrationen für Bücher geschaffen, obwohl er seinen Schwerpunk in der Malerei gefunden hat.
Nach seinen Studienjahren in Hamburg und Berlin kehrte der gebürtige Braunschweiger in die Vaterstadt zurück, zunächst als freiberuflicher Maler, aber bald schon als Lehrer für Freie Malerei an der dortigen Werkkunstschule und seit 1963 als Professor an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste, der er lange Jahre als Rektor vorstand.
Noch während seiner Zeit an der Werkkunstschule war seiner Malerei eine Ausstellung im Landesmuseum Oldenburg gewidmet und in den folgenden Jahren wurden mehrfach Arbeiten für die Sammlung erworben. Aus seinem Nachlass erhielten wir jüngst eine weiteres Gemälde, das einen sehr wesentlichen Aspekt seines Schaffens repräsentiert.
Der November beginnt für die Katholiken mit dem Tag „Allerheiligen“, gefolgt von „Allerseelen“. Der dritte Sonntag dieses Monats gilt als Totensonntag der Erinnerung an die Verstorbenen, währen der zweite Sonntag im November in Deutschland als Volkstrauertag besonders dem öffentlichen Gedenken zweier verheerender Weltkriege gewidmet ist. Den Opfern des vergangenen deutschen Totalitarismus in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ist merkwürdigerweise kein eigener Trauertag zugestanden worden, sondern ihrer wird gemeinhin auch an den genannten anderen Trauertagen gedacht. Es bedurfte zweifellos auch eines größeren Abstandes von den ungeheuerlichen Opfern dieser auch fotografisch dokumentierten Massenvernichtungslagern, bis schließlich deutsche Maler dafür wieder eine künstlerische Darstellungsform finden konnten, die einen Weg über die bloße Dokumentation der brutalen Realität hinauswies.
Peter Voigt hat sich als Maler über viele Jahre diesem schwierigen Balanceakt zwischen Abstraktion und bildnerischer Erinnerungsarbeit auseinandergesetzt. Seine Darstellungen jener leidvollen Erfahrungen weichen dem Thema nicht aus – wie könnte er auch: verfolgten sie ihn doch zeitlebens. Sie finden dennoch zu einer Darstellung, die von individuellen Einzelfall eines Augenzeugenberichts zu einer für viele gängigen Bildform drängt. Seine Bilder suchen die Erinnerung als Dynamisches Element des Malvorgangs zu erfassen und bannen sie dennoch in eine statistische, fast denkmalhafte Form. Lothar Romain hat gerade in Bezug auf Voigts Schaffen der späten 60er Jahre einmal gesagt, dass für ihn ebenso sehr die Wirklichkeit der Bilder, als auch die Gegenwart der Vergangenheit im Mittelpunkt seines Schaffens gestanden habe. Peter Voigt 1968 geschaffenes Gemälde KZ erfährt im November – anlässlich der Übergabe an das Landesmuseum – eine Betrachtung als Kunstwerk des Monats.
Peter Reindl
Kunstwerk des Monats, Landesmuseum Oldenburg. Abdruck in: Nordwest-Zeitung, 6. November 1997.